Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen des Forschungsprogramms „Die zentralen deutschen Behörden und der Nationalsozialismus“
Das Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (1949-1969)
Im Mittelpunkt des am Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen (IdGL) angesiedelten, von Dr. Mathias Beer geleiteten Projekts steht das „Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte“ (BMVt). Dieses Sonderministerium im klassischem Gewand bestand zwischen 1949 und 1969. Als oberste Bundesbehörde sollte es mithelfen, eine zentrale sozialpolitische Aufgabe zu lösen, die der Bundesrepublik in die Wiege gelegt wurde – die Integration von rund acht Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen. Das Ministerium hatte keinen institutionellen Vorgänger. Dennoch ist eine NS-Belastung auch bei diesem Ministerium gegeben. Diese Belastung, die auch die DDR-Staatssicherheit im Blick hatte, ist anhand dreier Bereiche besonders gut greifbar. Diese stehen im Mittelpunkt des Projektes und strukturieren es zugleich inhaltlich: Erstens das Personal und die Personalpolitik des BMVt; zweitens der hohe Stellenwert personeller und institutioneller Netzwerke und Verflechtungen; und drittens die Tätigkeit des Ministeriums, das sich an den Diskursen der vom Ministerium initiierten und geförderten wissenschaftlichen Großforschungsprojekte nachvollziehen lässt. Die drei inhaltlich und auch in ihrem methodischen Zugang unterschiedlichen Projektbereiche bilden eine eng verflochtene Einheit.
Mit einem solchen Ansatz erweitert das Projekt die bisher gewählten Zugänge bei der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit zentraler deutscher Behörden. Mit einer multidisziplinären, unterschiedlichen methodischen Zugängen verpflichteten Kulturgeschichte des BMVt strebt das Vorhaben an, den Begriff NS-Belastung beim BMVt, dem eine herausgehobene Funktion bei der Bewältigung einer zentralen sozialpolitischen Aufgabe der Bundesrepublik zukommt, sowohl genauer als auch differenziert zu konturieren.